Zwei ältere Frauen führen ein vertrauliches Gespräch.
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Vom Umgang mit der Trauer

Einen Menschen durch Suizid zu verlieren, ist zutiefst belastend und schmerzhaft. Jede Person trauert anders. Trauer verläuft oft in vier Phasen – jede Person erlebt sie auf ihre eigene Weise und in ihrem eigenen Tempo. Für manche kann die Trauer Monate oder Jahre dauern, für andere Jahrzehnte. Die Trauer kommt oft in Wellen – mal ist sie stärker, mal schwächer.
Die Erfahrung vieler Menschen zeigt: Man kann eines Tages an den Punkt gelangen, an dem man den verstorbenen Menschen und die gemeinsame Zeit in guter Erinnerung behalten kann und das seelische Gleichgewicht wieder findet.

Die erste Reaktion ist oft ein Schock, verbunden mit einer Art Gefühlskoma.

Hinterbliebene können das Erlebte nicht begreifen und fühlen sich wie in Trance. In dieser Phase halten sie an Gewohnheiten fest, die nicht mehr sinnvoll sind. Sie lassen persönliche Dinge der verstorbenen Person unverändert oder kaufen noch für sie ein. Auch körperliche Reaktionen, wie Weinkrämpfe, Schlaflosigkeit, Appetitverlust oder Kopfschmerzen sind häufig. Diese Phase kann Stunden bis Wochen dauern.
Gleichzeitig muss man sich mit vielen praktischen Fragen befassen: Der Todesfall wird von der Polizei untersucht, die Beerdigung muss organisiert und das Umfeld informiert werden. Praktische Hinweise dazu finden sich hier.

Nach dem Schock: Gefühlschaos und unzählige Fragen

Die zweite Phase zeichnet sich durch ein Gefühlschaos aus. Trauer, Wut, Verzweiflung, Scham und viele andere Emotionen wechseln sich ab. Es kommen Fragen auf wie: «Warum hat die Person das getan?» «Wie kann ich ohne die Person leben?» «Habe ich etwas falsch gemacht?» «Warum tut die Person mir so etwas an?»

Diese Gefühle und Fragen gehören zur Trauer. Es gilt, ihnen Raum zu geben und sie zu akzeptieren. 

Mit der Zeit: Die neue Beziehung zum verstorbenen Menschen

In dieser Phase erinnern sich Hinterbliebene an Erlebnisse und träumen oft von der verstorbenen Person. Viele finden eine neue Art innerer Verbindung und Beziehung zur verstorbenen Person. Langsam können die Trauernden das Geschehene akzeptieren und sich an ein Leben ohne den geliebten Menschen anpassen. 

Das eigene seelische Gleichgewicht wieder finden

Irgendwann finden Hinterbliebene ihr eigenes Gleichgewicht wieder und können den Verlust akzeptieren. Die Aussenwelt gewinnt wieder an Wichtigkeit, und negative Gefühle im Zusammenhang mit dem Verlust können losgelassen werden.

Trauer kann krank machen

Trauer ist keine Krankheit, aber Trauer kann krank machen. Häufige Beschwerden und Warnzeichen sind:

  • Schlafstörungen
  • Konzentrationsschwierigkeiten
  • erhöhte Müdigkeit und Energiemangel
  • Reizbarkeit
  • Schwierigkeit, Entscheide zu treffen
  • konstante Niedergeschlagenheit
  • Gedanken-Karussell
  • Unruhe und Angstzustände
  • Appetitlosigkeit
  • diffuse körperliche Beschwerden wie Bauch- oder Kopfschmerzen oder Muskelverspannungen 
  • Lustlosigkeit

Manchmal können diese Beschwerden aus eigener Kraft und mit Unterstützung aus dem privaten Umfeld überwunden werden. Auch eine Selbsthilfegruppe kann hilfreich sein.
Halten die Beschwerden jedoch an, werden stärker oder kommen neue hinzu, dann sollten Sie eine Fachperson aufsuchen. Angehörige von Suizidopfern haben ein höheres Risiko für Depression oder andere psychische Erkrankungen. Frühzeitige Unterstützung ist deshalb besonders wichtig. Adressen von Fachpersonen.

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