Über Suizid sprechen: Gesprächstipps
Über Suizid und Suizidgedanken zu sprechen kann Sie enorm entlasten. Gespräche helfen, weil es guttut, wenn jemand zuhört. Beim Sprechen können Sie Ihre Gedanken ordnen. Vielleicht hat Ihr Gegenüber eine neue, hilfreiche Sichtweise. Wenn Sie sich jemandem anvertrauen, nehmen die Suizidgedanken und der Leidensdruck oft ab. Sie können wieder besser schlafen und Hoffnung schöpfen.
Es ist nicht einfach, aber hilfreich über Suizidgedanken zu sprechen.
Es ist normal, wenn Sie unsicher sind, wie Sie über Ihre Suizidgedanken sprechen können. Versuchen Sie es trotzdem. Meist reagiert das Gegenüber verständnisvoll oder gar erleichtert, wenn Sie darüber sprechen. Personen in Ihrem Umfeld spüren vielleicht, dass Sie bedrückt sind, getrauen sich aber nicht, Sie darauf anzusprechen.
Vielleicht fällt es Ihnen leichter, zunächst anonym am Telefon zu sprechen oder eine Nachricht zu schreiben. Die Beratenden der Dargebotenen Hand (Tel. 143 oder www.143.ch) sind auf solche Gespräche vorbereitet.
Wenn die Suizidgedanken drängend sind
Wenn Ihre Suizidgedanken immer da sind und Sie sich fast nicht mehr dagegen wehren können, dann sind Sie in Gefahr. Unter Notfall erfahren Sie, wie Sie vorgehen können.
Vor dem Gespräch über Suizdgedanken
Wählen Sie einen guten Rahmen
- Es muss nicht immer als Erstes ein Gespräch im eigenen Umfeld sein. Sie können sich auch anonym an die Dargebotene Hand (Tel. 143 oder www.143.ch) wenden. Die Beratenden sind auf solche Gespräche vorbereitet. Sie werden Sie unterstützen, ohne eigenmächtig etwas zu unternehmen. Hier finden Sie noch weitere mögliche Beratungsstellen.
- Suchen Sie eine Vertrauensperson. Wenden Sie sich an eine Person, der Sie vertrauen. Es müssen nicht immer die Personen im nächsten Umfeld sein. Manchmal fällt es leichter, wenn jemand etwas Abstand hat.
- Suchen Sie einen geeigneten Zeitpunkt. Beginnen Sie kein Gespräch, wenn Sie oder ihr Gegenüber nur wenig Zeit hat oder gestresst ist. Fragen Sie darum zuerst, ob oder wann die Person Zeit für ein Gespräch hat.
- Suchen Sie einen geeigneten Ort. Sorgen Sie dafür, dass Sie ungestört sind und sich beide Gesprächspartner wohlfühlen. Manchmal hilft ein Spaziergang. Schalten Sie Ihr Mobiltelefon aus.
Mit diesem Wissen fällt es leichter, über Suizid zu sprechen
- Sprechen entlastet und schützt. Wenn man mit niemandem spricht, macht das einsam und belastet zusätzlich. Mit einem Gespräch durchbrechen Sie die Isolation. Das ist oft eine grosse Erleichterung und die Suizidgedanken nehmen ab.
- Auch für Ihr Umfeld wird es einfacher, wenn Sie das Gespräch suchen. Wenn Sie über Ihre Gedanken sprechen, kann Ihr Umfeld Sie unterstützen. Einige Menschen spüren vielleicht, dass etwas nicht stimmt. Sie würden gerne helfen, wissen aber nicht wie.
- Es ist o.k., wenn es nicht klappt: Auch wenn es nicht einfach ist: Nehmen Sie es nicht persönlich, wenn Ihr Gegenüber nicht hilfreich reagiert. Vielleicht fühlt sich die Person überfordert. Vielleicht hat sie selbst gerade zu viel im Kopf. Wenden Sie sich an jemand anderen.
Ins Gespräch einsteigen
Mit einer Person, mit der Sie noch wenig über Ihre Situation gesprochen haben:
- Tasten Sie sich behutsam vor. Sprechen Sie eher nicht gleich als Erstes über Ihre Suizidgedanken, sondern sagen Sie, dass es Ihnen nicht gut geht und Sie jemanden zum Zuhören brauchen.
- Mit diesen Sätzen könnten Sie beginnen:
- «In letzter Zeit fühle ich mich nicht so gut.»
- «Mir geht es nicht besonders. Kann ich mal mit dir darüber reden?»
- «Ich habe im Moment einige Probleme und es täte mir gut, wenn mir jemand zuhören würde.»
- Wenn Ihr Gegenüber Verständnis zeigt, können Sie auch von Ihren Suizidgedanken berichten. Falls das Gespräch nicht so gut verläuft, suchen Sie das Gespräch lieber mit jemand anderem.
Mit einer vertrauten Person, die Ihre Situation gut kennt, oder mit einer Fachperson wie z.B. Ihre Hausärztin, Ihr Psychologe, eine Beraterin der Dargebotenen Hand:
- Sprechen Sie Ihre Suizidgedanken direkt an. Was Sie sagen können, lesen Sie unten.
Im Gespräch:
Das ist wichtig
- Machen Sie verständlich, wie es Ihnen geht. Ihr Gegenüber kann Ihre Gedanken nicht lesen und Ihre Gefühle nicht spüren. Je mehr Sie von sich erzählen, umso leichter fällt es Ihrem Gegenüber, Sie zu verstehen.
- Nehmen Sie Ihre eigenen Grenzen ernst. Wenn Sie spüren, dass Ihnen alles zu viel wird, können Sie das Gespräch jederzeit abbrechen. Sie können sagen: «Ich merke, dass mir gerade alles zu viel wird. Ich würde lieber ein anderes Mal darüber sprechen.»
- Sprechen Sie über Ihre Suizidgedanken: Wenn Ihr Gegenüber verständnisvoll ist, sollten Sie die Suizidgedanken möglichst direkt ansprechen. Machen Sie nicht bloss Andeutungen. Das können Sie sagen:
- «Es geht mir einfach nicht gut. Ich habe in letzter Zeit immer wieder Momente, in denen ich daran denke, mir das Leben zu nehmen.»
- «Es geht mir schlecht, und auch wenn ich das gar nicht will, tauchen bei mir wie automatisch immer wieder Gedanken an Suizid auf.»
Das ist hilfreich
- Schweigen aushalten. Wenn wir über schwierige Situationen sprechen, fehlen uns manchmal die Worte. Lassen Sie Pausen und Schweigen zu. Manchmal hilft es auch, wenn Sie sagen «Ich weiss jetzt auch grad nicht, was sagen», um das Gespräch wieder in Gang zu bringen. Erlauben Sie sich auch zu weinen.
- Ärgern Sie sich nicht über Tipps. Vielleicht macht Ihnen Ihr Gegenüber Lösungsvorschläge, die Ihnen im Moment nicht weiterhelfen. Hinter allen Tipps steht der Wunsch, Ihnen zu helfen. Sie können sagen: «Du musst mir keine Tipps geben, es hilft nur schon, dass du mir zuhörst.»
- Rückmeldungen geben. Ihr Gegenüber ist vielleicht unsicher, ob er oder sie sich im Gespräch richtig verhält. Sagen Sie es, wenn Sie sich wohlfühlen, das erleichtert das Gespräch. Sie können zum Beispiel sagen: «Es tut mir sehr gut, dass du mir zuhörst.»
- Wenn möglich um praktische Hilfe fragen: Im Moment einer Krise wissen Sie vielleicht nicht, was Ihnen guttun würde. Denken Sie daran, dass auch Unterstützung in Haushalt oder Kinderbetreuung eine Erleichterung bringen können. Wenn Sie wissen, was Ihnen helfen könnte, dann teilen Sie dies mit: Viele Menschen sind froh, wenn Sie ihnen sagen, wie Sie helfen können.
- Die Grenzen des Gegenübers akzeptieren. Im Idealfall treffen Sie bei Ihrem Gegenüber auf ein offenes und verständnisvolles Ohr. Es kann aber auch sein, dass die andere Person überfordert ist. Dies zeigt sich ganz unterschiedlich. Es gibt Menschen, die dann gar nichts mehr sagen, andere weinen oder fangen sogar an zu schimpfen. Nicht selten lachen Menschen, wenn ihnen alles zu viel wird. Lassen Sie sich davon nicht entmutigen. Auch wenn es schwerfällt: Respektieren Sie die Grenzen Ihres Gegenübers. Vielleicht ist dies auch der Moment, sich an Fachpersonen zu wenden. Adressen finden Sie hier.



